Vor dem Training - Planung und Vorbereitung

Interessiert man sich für Aquarellmalerei, so wird man ins nächste Geschäft gehen und sich eine Staffelei und Farben kaufen. Will man einem Volleyball-Verein beitreten, so wird man sich Knieschoner und einen Trainingsanzug zulegen und schlicht zum nächsten Training gehen. Und beim mittelalterlichen Schwertkampf… ja, beim mittelalterlichen Schwertkampf quälen einen zunächst eine Reihe von Fragen, die mit dem Zweifel an der Eignung für den Sport anfangen und mit der Frage nach der notwendigen Ausrüstung aufhören.

Mittelalterlicher Schwertkampf ist sicherlich kein alltägliches Hobby. Gerade deswegen wird der Sport vorsichtig beäugt. Zukünftige Schwertkämpfer müssen sich zunächst durch einen Sumpf von unvollständigen Informationen und Halbwissen arbeiten, um doch nur eines zu entscheiden: soll ich das mal ausprobieren oder soll ich nicht.



Ein ganz hartnäckiges Vorurteil hält sich ganz oben auf der Rangliste: Mittelalterlicher Schwertkampf ist nichts für Frauen! Frauen haben damals nicht gekämpft, also sollten Sie es heute auch nicht tun.

Um es frei heraus zu sagen: Das ist völliger Blödsinn !!!

Allein die Mythen und Götterwelt der Antike und des Mittelalters leben von Frauen, die im Umgang mit Waffen begabt waren und sogar die Geschicke der Welt durch Waffen oder im Kampf lenken konnten: Diane, die Jagdgöttin der Römer, wird mit Pfeil und Bogen dargestellt. Germania trägt eine leichte Rüstung und ist mit Schild und Schwert oder Speer bewaffnet. Die Göttin Athene entspringt der Sage nach in voller Rüstung dem Mund des Zeus. Als Schutzgöttin der Stadt Athen wird sie daher auch oft in voller Kriegsrüstung dargestellt. Die Siegfriedsage lebt durch die Wallküren und Schildmaien Brundhild und Krimhild. Um hier nur ein paar Beispiele kämpfenden Frauen anzuführen…

Doch wir müssen uns nicht die Welt der Mythen und Sagen flüchten, um Beweise für Frauen zu finden, die in der Waffenkunst bewandert waren. Vielmehr konnten Geschichtswissenschaftler mittlerweile nachweisen, dass Frauen auch im realen Leben den Umgang mit den Waffen beherrscht haben und auch beherrschen mussten. Während die Männer auf der Jagd, auf Raubzügen oder gar im Krieg waren, mussten und haben die Frauen der Nordvölker beispielsweise ihre Dörfer mit Waffengewalt gegen Feinde verteidigt. Diesen Schluss legt schon die Logik nahe, denn: wer hätte es sonst tun sollen?

Aber mal ganz abgesehen davon, was wir an Hinweisen aus der Vergangenheit finden. Keiner lächelt spöttisch oder macht ironische Bemerkungen, wenn eine Frau sich in Karate oder Judo übt. Der Schwertkampf ist insofern nur ein europäisches Pendant – und steht damit Frauen ebenso wie Männern offen.

 

Hier greift gleich das nächste Vorurteil ein: Aber man muss doch furchtbar stark und trainiert sein, wenn man mit so einem Stahlschwert kämpfen will. Unter 1 Jahr hartes Bodybuilding und Bodyshaping braucht man so eine Sportart nicht anfangen.

Um es wieder frei von der Seele zu sagen: Noch größerer Blödsinn !!!

Ich sage es mal sehr provokant: Stellen Sie sich einen chinesischen Shaolin-Meister vor. Wahrscheinlich ist dieser Meister eher unscheinbar, von kleiner, vielleicht sogar schmächtiger Statur. Und doch schafft er es, mit seinem Kopf meterdicke Steinwände zu zerschlagen. Eine Frage der Technik, sagen Sie jetzt. Und eben genau das ist es! Man muss kein Bodybuilder sein, um eine Kampfkunst meistern zu können. Vielmehr gilt es, sich die Technik zu erarbeiten und regelmäßig zu trainieren. Sicherlich werden Sie in der Anfangsphase nicht gleich den mannshohen Zweihänder führen können. Aber auch der Shaolin-Meister hat ja nicht gleich mit der meterdicken Steinwand angefangen…


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Und um direkt mit dem letzten hartnäckigen Vorurteil aufzuräumen: Nein, Sie müssen nicht in Vollplattenrüstung beim Unterricht erscheinen. Die Vorstellung, dass nur die vollständige Rüstung oder zumindest Gambeson und Kettenhemd die nötige Sicherheit beim Schwertkampf bringt, ist leider weit verbreitet, obwohl sie doch so falsch ist. Auch hier gilt: es ist alles eine Frage der Technik und des Trainings. In der Anfangsphase werden Sie Schwertkampfchoreographien erlernen, die zwar spektakulär aussehen, aber so gut wie kein Verletzungsrisiko bergen. Eine Vollplattenrüstung wäre da sogar eher hinderlich, denn schließlich müssten Sie dann etwa 20 – 30 kg mehr mit sich herumtragen! Um es kurz zu machen: Sie müssen sich keine spezielle Ausrüstung anschaffen, um mittelalterlichen Schwertkampf zu erlernen. Bequeme Trainingskleidung und festes Schuhwerk reicht da völlig aus. Falls sie eine Rüstung besitzen und diese gerne im Kampf tragen wollen, steht Ihnen das völlig frei – der Kampf in entsprechender Gewandung wirkt sicherlich noch eindrucksvoller. Aber eine Notwendigkeit ist dies wahrlich nicht!   



So bleibt mir nur eins zu wiederholen: egal, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt, ob Extremsportler oder Sportmuffel, egal, ob Liverollenspieler oder Kampfkunstinteressierter – jeder ist im Unterricht herzlich willkommen!

Ich bin mir sicher, dass Sie alle auf ihre Kosten kommen und einen Tag voller Spaß und Action verleben werden!